Kompetenz
Sue

Verfasst von Sue Rado
14. Juli 2018

BEKANNTE UND UNBEKANNTE KOMPETENZEN

Auch als Fachspezialist in einem Thema erlebt man immer wieder die Situation, dass man plötzlich auf ein neues Gebiet stösst. Es gibt dann zwei Möglichkeiten: Entweder man beginnt sich damit auseinanderzusetzen und die Faszination steigt – es ist für die entsprechende Person ja völlig neu –, oder man lässt es links liegen, weil es einen nicht interessiert.

Vertieft man sich in das neue Thema, stellt man erstaunt fest, dass dieses Thema z.B. bei Kollegen längstens bekannt ist – für uns hat sich aber soeben

eine neue Tür zu einem neuen Raum mit neuem Wissen geöffnet. Wenn wir entscheiden, uns darauf einzulassen, durchlaufen wir verschiede

Stadien, bis wir auch Meister bei diesem Thema werden.

Genau gleich verhält es sich beim Thema Persönlichkeitsentwicklung. Plötzlich entdecken wir eine neue Methode, eine neue Erkenntnis, die uns neue

Lösungsmöglichkeiten für eine langjährige Herausforderung bietet. Das ist verheissungsvoll – aber auch hier müssen wir bereit sein, den Aufwand zu betreiben und wieder in die Schuhe eines «Lehrlings» zu steigen.

Es gibt ein spannendes Modell, das diese Situation in den «4 Stufen der Kompetenz» beschreibt (meist genannte Quellen: Gregory Bateson, Sozialwissenschaftler, Robert Dilts, NLPTrainer, Noel Burch, Gordon-Trainer). Vereinfacht erklärt geht es um diese 4 Bewusstseinsstadien:

Stufe1: Unbewusste Inkompetenz
Mir ist nicht bewusst, dass ich etwas nicht weiss – oder kann!

Stufe 2: Bewusste Inkompetenz
Jetzt realisiere ich, dass ich bei einem Thema bzw. einer Fertigkeit noch keine Kompetenz aufweise und noch Entwicklungspotenzial habe!

Stufe 3: Bewusste Kompetenz
Langsam macht es Freude! Ich habe mir die neue Fähigkeit aufgebaut – und kann sie auch einsetzen, muss es mir aber bewusst in Erinnerung rufen.

Stufe 4: Unbewusste Kompetenz:
Jetzt habe ich so eine hohe Kompetenz im Thema, dass ich es verinnerlicht habe und jederzeit nützen kann – und hoffentlich damit viele Erfolgserlebnisse habe!

Hier ein Beispiel aus dem Alltag, um das Modell in der Praxis zu erklären:

  • Wegen einer spannende Überschrift stossen wir in einer Zeitschrift auf das Thema „Säure-Basen-Haushalt im menschlichen Körper“. Wir sind diesem Präventions-Gedanke bisher noch nie begegnet (oder glauben das zumindest). Interessiert lesen wir den Artikel. Nun stellen wir einerseits fest, dass das sehr hilfreiche Gedanken sind und andererseits realisieren wir, dass wir im Thema „Prävention“ generell sehr wenig wissen. Bis zu diesem Zeitpunkt war uns gar nicht bewusst, dass wir nichts wissen! Dieses Thema ist bisher nie auf unserem „Radar“ erschienen – also waren wir „unbewusst inkompetent“ in diesem Gesundheits-Bereich.
  • Mit dem Lesen des Artikels wurden wir „bewusst inkompetent.“
  • Vielleicht leuchtet Ihnen die neu gelesene Idee so sehr ein, dass Sie sich gleich ein Buch kaufen und damit diese Wissenslücke schliessen und auch lernen, was Sie mehr und was Sie weniger essen sollten. Wenn Sie beim Einkaufen bewusst daran denken, landen auch wirklich die richtigen Lebensmittel im Einkaufswagen (Sie sind „bewusst kompetent!“).
  • Wenn Sie das ein paar Wochen durchziehen, werden Sie sich so an die neuen Essensgewohnheiten gewöhnt haben, dass Sie sich beim Einkauf oder im Restaurant nicht mehr konzentrieren müssen, weil Sie das neue Wissen verinnerlicht haben. Nun haben Sie die „Meister-Stufe“ erreicht: Sie sind UNBEWUSST KOMPETENT!

Wir erledigen im Alltag ganz vieles mit einer unbewussten Kompetenz, d.h. wir haben etwas automatisiert und können jederzeit darauf zurückgreifen (Bsp. Auto fahren). Das macht uns das Leben viel einfacher – und in Notfällen sind wir auch froh, wenn wir über viel „unbewusste Kompetenzen“ verfügen und auch unter Stress das Richtige machen. Man stelle sich vor, wir müssten beim Autofahren jedes Mal überlegen, mit welchem Pedal wir nun bremsen müssen. In Gefahrensituationen wäre das dem Überleben nicht gerade förderlich.

Den wirklich grossen Nutzen für unsere Persönlichkeitsentwicklung haben wir jedoch dadurch, dass wir z.B. auch durch ein persönliches Feedback realisieren, dass wir in einem Bereich „inkompetent“ sind und uns dies bisher nicht bewusst war. Nun haben wir für uns die Möglichkeit zu entscheiden, ob wir hier einen Entwicklungsschritt machen möchten oder nicht und auch in welcher Ausprägung wir diese Fähigkeit entwickeln möchten.

Unser Tipp:

Holen Sie sich bei ein paar Bekannten aus Ihrem Umfeld ein Feedback, wo diese denken, dass Sie sich persönlich weiterentwickeln könnten. Entscheiden SIE danach, welches Ihnen bisher unbekannte Potenzial Sie nun angehen möchten. Viel Spass & Erfolg dabei!

Mensch Workshop 1